Sprengungen im Meer sind einer neuen Untersuchung zufolge lebensgefährlich für Schweinswale. Insgesamt 24 tote Schweinswale aus der Ostsee seien obduziert worden, in zehn Fällen habe sich gezeigt, dass die Tiere bei Unterwasserexplosionen verletzt worden seien, teilte die Tierärztliche Hochschule Hannover (Niedersachsen) am Donnerstag mit. Hintergrund seien Sprengungen von Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg gewesen.
Unterwassersprengungen könnten „schwere Auswirkungen auf Schweinswale haben“, sagte die Leiterin des Instituts für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung der Tierärztlichen Hochschule, Prof. Ursula Siebert. Bei den zehn Tieren fanden die Expertinnen und Experten krankhafte Auskugelungen und Frakturen der Mittelohrknochen, Blutungen im akustischen Fett des Unterkiefers und des Gehörapparates sowie der Melone, eines für die Echoortung wichtigen Organs. Derartige Verletzungen könnten nur durch starke Druckwellen wie etwa bei Explosionen hervorgerufen werden, hieß es.
„Schwere Auswirkungen auf Schweinswale“
Einer der Schweinswale habe zudem schwere Blutungen und Hämatome in der Muskel- und Fettschicht gehabt, was auf ein „stumpfes Explosionstrauma“ hindeute. Ein anderer junger Schweinswal mit Explosionsverletzungen wurde beigefangen. Solche Verletzungen dürften die Orientierungsfähigkeit der Tiere erheblich vermindert haben. Siebert betonte: „Dies unterstreicht das hohe direkte und indirekte Schadenspotenzial der Sprengungen.“
Deutschlands einzige Walart – und stark gefährdet
Schweinswale sind Deutschlands einzige Walart – und stark gefährdet. Die 24 toten Tiere wurden den Angaben zufolge zwischen September und November 2019 an der Ostseeküste Schleswig-Holsteins gefunden – einige Wochen, nachdem 42 britische Fliegerbomben ohne Schallschutz nahe des Schutzgebiets Fehmarn gesprengt wurden.
Expertin Siebert fordert Schutz von Meerestieren
Die Menge der Munitionsaltlasten in der deutschen Nord- und Ostsee sei riesig. Auch für den Bau von Offshore-Windkraftanlagen werde gesprengt, daher müssten Schweinswale und andere Meerestiere besser geschützt werden, forderte Siebert. „Die Sprengungen sorgen außerdem dafür, dass die Tiere ihr Verhalten deutlich ändern und unter Stress stehen.“ Detonationen lösten extreme Schallbelastungen aus, die für die meisten Tiere in der Nähe tödlich seien und auch in großer Entfernung erhebliche Schäden verursachen könnten.
Nach früheren Angaben wurden 2019 an der deutschen Ostseeküste mindestens 180 tote Schweinswale gefunden.
Mit dpa