Nach Messerattacke in Regionalzug: Ermittler informieren zum aktuellen Stand

Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) informierte bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Kiel gemeinsam mit dem Leiter der Polizeidirektion Itzehoe, Frank Matthiesen, dem Kieler Stadtrat Christian Zierau und weiteren zum Stand der Ermittlungen.

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„Wir betrauern zwei Tote. Eine 17-Jährige und einen 19-Jährigen aus der Region“

Bei dem Messerangriff in einem Regionalzug am Mittwoch wurden eine 17-Jährige und ein 19-Jähriger getötet, sagte Sütterlin-Waack. Beide Opfer waren miteinander bekannt. Beide Opfer verstarben vor Ort an schweren Stichverletzungen. Drei weitere Menschen wurden lebensgefährlich verletzt, zwei schwer. Von diesen fünf Verletzten befinden sich zum Zeitpunkt der Pressekonferenz (Stand: 26. Januar 2023, 14:30 Uhr) noch drei Menschen im Krankenhaus. Bislang wurden noch nicht alle Angehörigen erreicht, weshalb keine weiteren Angaben zu den Verletzten gemacht werden, so Sütterlin-Waack.

Auch der 33-jährige mutmaßliche Täter, Ibrahim A., wurde bei dem Angriff leicht verletzt. 24 Zeuginnen und Zeugen sagten aus, dass er im Zug überwältigt wurde. Ibrahim A. wurde im Krankenhaus behandelt und befindet sich in Gewahrsam. Im Laufe des Tages soll er dem Haftrichter vorgeführt werden. Zu einem Motiv und den Hintergründen der Tat konnten bislang noch keine Angaben gemacht werden. Frank Matthiesen, der Leiter der Polizeidirektion Itzehoe, gab an, dass Ibrahim A. bei seiner Festnahme einen ruhigen Eindruck gemacht habe. Weiter sagte er: „Ein terroristischer Hintergrund wird nicht ausgeschlossen. Es gibt aber bislang keine Hinweise, dass es sich um einen solchen Hintergrund gehandelt haben könnte.“

Mutmaßlicher Täter vor wenigen Tagen aus U-Haft entlassen

Nach Informationen der Polizeidirektion Itzehoe war der mutmaßliche Täter erst vor wenigen Tagen aus der Untersuchungshaft in der Hamburger JVA Billwerder entlassen worden. Dort sei er wegen eines Körperverletzungsdeliktes mit einer Stichwaffe untergebracht gewesen. Er hatte drei Vorstrafen, dieses war seine erste Freiheitsstrafe. Da die festgesetzte Strafe von gut einem Jahr durch die Untersuchungshaft nahezu abgegolten war, wurde Ibrahim A. entlassen.

Nach Angaben des Kieler Stadtrates Christian Zierau hatten die Behörden in Schleswig-Holstein keine Kenntnis davon, dass der Mann, der zuvor in einer Flüchtlingsunterkunft in Kiel gemeldet war, entlassen worden sei.

Ibrahim A. sei 2014 nach Deutschland eingereist und lebte bis Ende 2020 in Nordrhein-Westfalen, wo er ab 2015 mehrfach straffällig geworden sei. In Schleswig-Holstein habe es laut Zierau keine polizeiliche Kriminalakte, jedoch zwei Einsatzberichte wegen Ladendiebstahls und einer Streitigkeit gegeben.

Ibrahim A. war in Kiel gemeldet

Ibrahim A. war in Kiel gemeldet. Er lebte von Juli 2021 bis Ende November 2021 in einer Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete. Da er mehrfach gegen die geltende Hausordnung der Unterkunft verstoßen haben soll, erhielt er nach Angaben Zieraus Hausverbot. Er wurde an die Beratungsstelle für wohnungslose Männer verwiesen. Auch habe man ein Widerrufs- und Rücknahmeverfahren eingeleitet, welchem das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge im September entsprochen hatte.

Am Tattag, nur wenige Stunden vor dem Messerangriff, hatte Ibrahim A. gegen 10:00 Uhr den Infopoint, eine Ansprechstelle in Kiel, aufgesucht und dort wegen einer Aufenthaltsgenehmigung vorgesprochen. Die Mitarbeiter:innen des Infopoints beschrieben den Mann als unauffällig.

Bundesinnenministerin besucht Tatort

Bundesinnenministerin Nancy Faeser besucht am Donnerstag um 16 Uhr gemeinsam mit Ministerpräsident Daniel Günther und Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack den Tatort.

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