In manchen Familien ist die Kamera überall dabei – auch bei privaten Momenten im Kinderzimmer, bei der Einschlaf-Routine, beim Trösten oder sogar beim Wickeln. „Was würde dagegen sprechen, wenn man das Gesicht eines 3-Jährigen nicht mehr zeigen dürfte?“, fragte Cornelia Holsten, Direktorin der Bremischen Landesmedienanstalt, beim #watchdog24-Event am Montagabend in Hannover. Die Medienanstalten haben auch in diesem Jahr wieder Expert:innen aus den Bereichen Influencer Marketing, Podcasts und Social Media eingeladen, um über Online-Werbung, die richtige Kennzeichnung und inhaltliche Transparenz zu sprechen. Ein Thema in diesem Jahr war Family Influencing.
Rund 86 Prozent aller Eltern teilen Fotos von ihren Kindern im Netz. Mehrere Studien zeigen, dass von einem Kind im Alter von fünf Jahren im Schnitt rund 1500 Bilder online vorliegen. Cornelia Holsten fordert Regelungen, damit Babys und Kleinkinder nicht mit ihrem Gesicht und ihrer Privatsphäre für Produktwerbung hinhalten müssen. Andere Länder wie Frankreich würden es bereits vormachen, sagte sie.
Werbung richtig kennzeichnen
Wann und wie muss Werbung in einer Insta Story, einem Post oder im Podcast gekennzeichnet werden, damit sie als solche erkennbar ist? Wie es richtig geht, veröffentlichen die Medienanstalten in ihrer Kennzeichnungs-Matrix. Am Montag wurden die neuesten Updates darin präsentiert. Strengere Regeln oder eine neue Regulierung bräuchte es nach Prof. Christian Krebs, Direktor der Niedersächsischen Landesmedienanstalt, aber nicht. Stattdessen müssten die bestehenden Regeln bekannter gemacht werden, sagte er. Insgesamt würden die Influencer:innen nämlich große Bereitschaft zeigen, sie zu befolgen.
Politische Werbung wird nur selten erkannt
Auch politische Werbung muss online deutlich gekennzeichnet sein. Allerdings: Laut einer Umfrage der Medienanstalten hatten nur 10 Prozent von 3000 Befragten politische Werbung korrekt als solche erkannt. Die Transparenz sei noch „eine Baustelle“, sagte Krebs. Es gebe bislang aber auch keine abschließende, gesetzliche Definition, was genau als politische Werbung gilt. „Politische Werbung darf nicht vom Geldbeutel abhängen“, forderte Krebs.
Mehr vom #watchdog24-Event am Dienstag bei 17:30 SAT.1 REGIONAL für Niedersachsen und Bremen und hier auf sat1regional.de
Tatjana Monaco (SAT.1 REGIONAL)