Tjarks: ÖPNV muss viel datengetriebener werden

Für Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) müssen mehr Daten erhoben werden, um damit den Fahrkomfort in Bussen und Bahnen zu verbessern. Ulrich Perrey/dpa
Für Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) müssen mehr Daten erhoben werden, um damit den Fahrkomfort in Bussen und Bahnen zu verbessern. Ulrich Perrey/dpa

Hamburg (dpa/lno) –

Der öffentliche Nahverkehr muss nach Ansicht von Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks noch viel stärker digitalisiert werden. «Hochbahn, VHH und auch andere öffentliche Verkehrsunternehmen müssen datengetriebene Unternehmen werden», sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Es gebe zwar schon eine Menge Daten. Doch das reiche längst nicht aus. Es müssten unter Beachtung des Datenschutzes noch viel mehr Daten erhoben werden, um sie dann für das Fahrerlebnis und den Fahrkomfort der Fahrgäste zu nutzen.

Ein erster umgesetzter Schritt sei dabei, dass die Position aller Hochbahn-Busse etwa in der Switch-App in Echtzeit verfolgt werden können und damit jeder stets wisse, wann der eigene Bus ankomme. «Das wollen wir auch für alle S- und U-Bahnen machen», sagte Tjarks. In einem nächsten Schritt gehe es dann um die Auslastung der Fahrzeuge, die ebenfalls in Echtzeit angezeigt werden soll. «Das heißt, wir wollen für jeden Hochbahn-Bus und jede Bahn anzeigen können: Sind die eigentlich leer, mittelvoll oder voll?»

Tjarks: Über Echtzeitdaten sollen auch Prognosen erstellt werden können

Für den Fahrgast wiederum bedeute das, er könne schon zu Hause überlegen, ob er lieber einen möglicherweise bereits gut ausgelasteten Bus nutzen oder aber zehn Minuten später zum nächsten, dann weniger vollen Bus, aufbrechen wolle. Im Grunde sei das alles aber erst der Anfang, meint Tjarks. Denn über die Echtzeitdaten ließen sich auch Prognosen erstellen, wie voll ein Bus an einem bestimmten Tag zu einer bestimmten Uhrzeit sein werde.

Echtzeitdaten seien auch wichtig für die Verknüpfung unterschiedlicher Verkehrsmittel. Stehe etwa ein Bus im Stau oder gebe es irgendwo auf der U-Bahn-Strecke einen Polizeieinsatz, dann könnte das System Alternativen vorschlagen. Auch möglich wäre, dass sich der Fahrgast individuell den schnellsten Weg anzeigen lässt, etwa geht es schneller, wenn man mit dem Fahrrad zu einer U-Bahnstation fährt oder sollte man unter Zeitgesichtspunkten dafür eher einen Bus wählen.

Senator plant deutschlandweite App für den Nahverkehr

«Diese Beispiele zeigen, dass der öffentliche Nahverkehr in einem noch ganz anderen Ausmaß datengetrieben werden muss, um das Reiseerlebnis zu individualisieren und damit ehrlicherweise die Zufriedenheit mit dem öffentlichen Nahverkehr zu steigern», sagte Tjarks. Und dazu gehöre auch analog zum Deutschlandticket eine deutschlandweite App. «Deswegen haben wir jetzt gesagt, wir entwickeln zusammen mit Berlin, der Hochbahn und den Berliner Verkehrsbetrieben eine App, die zunächst für die beiden größten Städte des Landes, perspektivisch aber auch für alle anderen Städte in Deutschland funktionieren soll.» 

Denn bislang sei es ja so, dass mehr oder weniger jeder Verkehrsverbund eine eigene App habe. Dabei sei es aber doch letztlich egal, wo ein Ticket gekauft werde, sagte der Verkehrssenator. Gleiches gelte für die etwa in der Switch-App hinterlegten E-Scooter-Anbieter. «Und das Stadtrad in Hamburg ist jetzt auch nicht so furchtbar anders als das in Berlin angebotene Stadtrad», sagte Tjarks.

© dpa-infocom, dpa:241012-930-258475/1

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