Bremen (dpa) –
Werder Bremen hat bei der Rückkehr von Ex-Trainer Florian Kohfeldt mit viel Mühe und dank eines Last-Minute-Treffers von Anthony Jung den Viertelfinaleinzug im DFB-Pokal perfekt gemacht. Der Bundesligist setzte sich gegen den klassentieferen SV Darmstadt 98 daheim im Weserstadion mit 1:0 (0:0) durch. Jung sorgte nach einem Freistoß von Marvin Ducksch in der vierten Minute der Nachspielzeit vor 40.000 Zuschauern für die Entscheidung.
«Besser spät als nie», sagte der 33 Jahre alte Torschütze bei Sky. Die Fans besangen schon die mögliche Reise zum Finale nach Berlin. «Wir träumen groß. Es ist ein K.o.-System, es ist alles möglich. Das hat man ja heute wieder gesehen. Warum nicht», sagte Jung dazu. «Am Ende haben wir uns verdient belohnt», befand Ducksch.
Freundliche Begrüßung für Kohfeldt
Kohfeldt hatte noch vor dem Spiel vor der Wucht des Stadions in den letzten Minuten gewarnt. Denn für den Darmstadt-Coach war es eine emotionale Reise in die Vergangenheit: 20 Jahre war er den Bremern als Spieler und Trainer verbunden. Zwischen 2017 und 2021 trainierte er die Profis, ehe er kurz vor Saisonende gehen musste – und Werder wenig später in die 2. Liga abstieg. Nun kehrte er zum ersten Mal aufseiten des Gegners an seine alte Wirkungsstätte zurück.
«Er hat uns gestern schon so zum Brennen gebracht», sagte Darmstadts Torwart Marcel Schuhen. «Wir waren alle total heiß. Wir hätten es gerne für ihn gemacht.»
Kohfeldt setzte bei seinem hinsichtlich der Kaderstärke überlegenen Ex-Club auf das Mittel der Fehlerprovokation. Die Hessen überließen den Grün-Weißen das Spiel. Nach sieben Minuten testete Kapitän Marco Friedl SV-Torwart Schuhen mit einem unplatzierten Schuss.
Veljkovic verletzt ausgewechselt
Die an Spannung überschaubare erste Hälfte bekam durch die Verletzung von Milos Veljkovic (12.) eine aus Werder-Sicht tragische Note, als der 29-Jährige ausgewechselt werden musste. Erst Anfang November hatte der Serbe nach mehrwöchigem Ausfall sein Comeback gegeben.
Für Aufregung sorgte dann der aus dem Tor heraus geeilte Werder-Schlussmann Michael Zetterer, als er Angreifer Isac Lidberg etwa 30 Meter vor dem eigenen Kasten foulte. Schiedsrichter Martin Petersen zeigte ihm dafür die Gelbe Karte. Zwei Werder-Abwehrspieler waren noch zwischen Zetterer und dem Tor.
Petersen habe ihm die Entscheidung zwar gut erklärt, sagte Schuhen. «Die Frage, die ich mir stelle: Was ist, wenn ich da so rausgehe in Bremen», sagte der Keeper. «Hundertprozentig eine Rote Karte.»
Im Bremer Nieselregen verfolgte Kohfeldt, wie seine Mannschaft die Bremer Angriffsversuche gut verhinderte. Der Weitschuss (38.) des auffälligen Jens Stage aus etwa 18 Metern rauschte knapp über das Tor der Gäste.
Aufregung nach vermeintlichem Handspiel
Gleich nach Wiederbeginn verhinderte Schuhen zweimal stark die Schüsse von Marvin Ducksch und Romano Schmid. Werder wirkte angriffslustiger, doch der Effekt verpuffte schnell. Die eingewechselten Leonardo Bittencourt und Justin Njinmah brachten wieder etwas mehr Schwung in die Partie.
Knapp 15 Minuten vor Ende der Partie forderten die Werder-Akteure nach einem vermeintlichen Handspiel von Aleksandar Vukotic einen Handelfmeter. Petersen sah das anders, auch der Videoschiedsrichter beanstandete die Entscheidung nicht. Immer wieder konnten die Darmstädter Schüsse der Bremer aus aussichtsreichen Positionen blocken.
Doch dann sorgte Jung in der Nachspielzeit für Ekstase im Weserstadion, als er nach einem Freistoß von Ducksch den späten Siegtreffer erzielte.
© dpa-infocom, dpa:241203-930-307222/1