HSV setzt auf Hamburger Jung: Polzin neuer Cheftrainer

Befördert vom HSV-Interims zum Cheftrainer: Merlin Polzin Axel Heimken/dpa
Befördert vom HSV-Interims zum Cheftrainer: Merlin Polzin Axel Heimken/dpa

Hamburg (dpa) –

Einen Tag nach dem versöhnlichen Jahresabschluss verkündeten die Verantwortlichen des Hamburger SV das, was ohnehin schon erwartet wurde. Merlin Polzin wird die Mannschaft in die Rückrunde der 2. Fußball-Bundesliga führen und vom Interims- zum Cheftrainer befördert. 

«In den knapp vier Wochen gemeinsamer Trainingsarbeit ist eine deutliche Entwicklung erkennbar, auf die wir in 2025 aufsetzen und aufbauen wollen», sagte Kuntz nach einer gemeinsamen Analyse der ersten Halbserie mit Sportdirektor Claus Costa und Polzin. «Merlin und sein Team genießen nicht nur in der Mannschaft, sondern auch bei uns Verantwortlichen volles Vertrauen.» Das seien eindeutige Argumente, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen. 

Polzin überzeugt inhaltlich und menschlich

Auf der Tagesordnung des Treffens hatte unter anderem die Aufarbeitung der mit 28 Punkten schlechtesten Hinrunden-Bilanz des HSV in sieben Jahren 2. Bundesliga gestanden. Doch die drängendste Frage in der Runde war: Bleibt Polzin über die Hinrunde hinaus verantwortlicher Mann an der Seitenlinie? 

Kuntz und Costa entschieden sich für den 34-Jährigen und machen ihn offiziell zum Nachfolger des im November freigestellten Steffen Baumgart. «Jetzt gilt es, die Spielidee, die von mutigem und zielstrebigem Offensivfußball und gemeinschaftlichem Verteidigen geprägt ist, weiter zu vertiefen», sagte Polzin, der seit Kurzem die UEFA Pro-Lizenz besitzt. 

Alles sprach für Polzin 

Argumente hatte es gegen den gebürtigen Hamburger ohnehin nicht mehr gegeben. Unter anderem hatten sich alle Führungsspieler am Samstag vor und nach dem famosen 5:0 gegen die SpVgg Greuther Fürth für den menschlich wie fachlich hoch angesehenen Polzin und dessen Trainerteam eindringlich ausgesprochen. 

«Also ich kann ganz ehrlich sagen, von meiner Seite aus, von der Mannschaft aus, wollen wir mit Merlin weitermachen», sagte Doppel-Torschütze Davie Selke und bezog auch Polzins Mitarbeiter Loic Favé und Richard Krohn ein. «Sie sind sehr akribisch, inhaltlich sehr, sehr gut, nehmen uns Jungs und die Mannschaft immer wieder mit.»

Andere Spieler wie Jonas Meffert, Kapitän Sebastian Schonlau, Daniel Elfadli und Miro Muheim äußerten sich ähnlich. «Er kennt die Jungs natürlich in- und auswendig. Das ist sicherlich ein Vorteil für ihn», sagte Schonlau. «Er hat es geschafft, Inhalte reinzubringen, aber auch Lockerheit, Spaß und eine gewisse Gier.»

Ergebnis und Leistung als sportliches Statement 

Ihr sportliches Statement für Polzin hatte die Mannschaft zuvor auf dem Platz gegeben. Leistungen wie in der ersten Halbzeit hatte der HSV auch in dieser Saison schon gebracht, aber eben nur 45 Minuten. Diesmal knüpfte das Team nach der Pause an die starke Vorstellung im ersten Abschnitt an und hielt das Niveau 90 Minuten. «Dementsprechend war es für mich die beste Saisonleistung bis dato», sagte Selke.

Der Zuspruch aus der Mannschaft freue ihn, «weil das eine Bestätigung für mich bzw. das gesamte Trainerteam ist, wie wir die Arbeit mit den Jungs in den vergangenen Wochen gestaltet haben», hatte Polzin nach dem Fürth-Spiel gesagt. Die Trainer seien von den Dingen, die sie machen, überzeugt, «dass das auch die richtigen für die Mannschaft in der Zukunft sind».

Immerhin blieb die Mannschaft in den vier Spielen unter ihm mit nun zwei Siegen und zwei Remis ungeschlagen, kam auf einen starken Punkteschnitt von 2 und steckt in der ausgeglichenen 2. Bundesliga als Tabellendritter noch immer mittendrin im Aufstiegskampf. Am 2. Januar geht die Vorbereitung auf die Rückrunde vor, an deren Ende der Aufstieg stehen soll.    

Aus der Nordkurve an die Seitenlinie 

Polzin ist mit dem HSV schon lange verbunden. Als Jugendlicher stand er als Fan in der Nordkurve. Von 2011 bis 2013 war er Jugendtrainer in dem Verein. Wegen seines Lehramtsstudiums ging er nach Osnabrück und arbeitete nebenbei als Trainer beim VfL Osnabrück. 

Mit Daniel Thioune wechselte er 2020 zum HSV und war wie schon in Osnabrück dessen Co-Trainer. Er blieb in dieser Rolle auch unter Horst Hrubesch, Tim Walter und Baumgart. Nach der Trennung von Walter im vergangenen Februar war er schon einmal für ein Spiel (2:2 bei Hansa Rostock) interimsmäßig Chef an der Seitenlinie. Jetzt ist der Hamburger Jung offiziell Chef.

© dpa-infocom, dpa:241222-930-325409/2

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