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Vor dem Niedersächsischen Sozialministerium am Hannah-Arendt-Platz in Hannover steht nun eine massive Holzbank. Durch ihren leuchtenden Anstrich fällt sie auf – und das ist auch so gewollt. Sie soll die Aufmerksamkeit auf ein düsteres Phänomen lenken.

Vom 25. November und noch bis zum 10. Dezember finden die sogenannten Orange Days statt. Zahlreiche Aktionen sollen auf die vielen Formen von häuslicher Gewalt aufmerksam machen – die vor allem Frauen treffen. „Gerade dort, wo Frauen sich eigentlich sicher fühlen sollten, zu Hause oder in der Partnerschaft, droht ihnen die größte Gefahr“, betont die Niedersächsische Sozial- und Gleichstellungsministerin Daniela Behrens.

Behrens: „Im Prinzip müsste jeder Tag ein Orange Day sein“

Allein in Niedersachsen seien im Jahr 2020 über 21.000 Fälle häuslicher Gewalt registriert worden. Die Dunkelziffer sei deutlich höher. Das habe auch die aktuell veröffentlichte, vierte niedersächsische Dunkelfeldstudie des Landeskriminalamtes bestätigt. „Im Prinzip müsste jeder Tag ein Orange Day sein. Frauenrechte sind Menschenrechte, in diesem Sinne stehen wir in Niedersachsen ohne Wenn und Aber an der Seite der Opfer“, so Behrens.

Niedersachsens Gleichstellungsministerin Daniela Behrens sitzt auf einer orangefarbenen Holzbank vor dem Niedersächsischen Sozialministerium. Foto: MS

Viele Aktionen zum Thema Gewaltschutz

Mit vielen Aktionen wird in diesen Tagen das Thema Gewaltschutz ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Die neue Bank im Sozialministerium mit der Aufschrift „Kein Platz für Gewalt an Frauen“ soll dafür ein Symbol sein. Ebenso das Kunstprojekt „Tabu:bruch I Türen der Verschwiegenheit“ an der Kröpcke-Uhr in Hannovers Innenstadt. Ministerin Behrens wird zudem am 25. November, dem „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“, um 19 Uhr an einer Podiumsdiskussion im Ballhof teilnehmen. Auch in anderen Städten und Gemeinden in Niedersachsen gibt es Aktionen.

Zahlen bei häuslicher Gewalt steigend

„Es muss uns mit Besorgnis erfüllen, dass die Zahlen bei häuslicher Gewalt steigend sind“, mahnt Ministerin Behrens, „gerade während der Pandemie, als soziale Kontakte eingeschränkt waren, waren viele Frauen ihren Peinigern ausgeliefert. Wir haben in Niedersachsen bereits ein engmaschiges Netz an Hilfen für betroffene Mädchen und Frauen aufgebaut, aber bei der Bekämpfung von häuslicher Gewalt sind alle gesellschaftlichen Gruppen gefordert.“

Keine private Angelegenheit, sondern eine Straftat

Die Ergebnisse des Sondermoduls zur Partnerschaftsgewalt in der Corona-Zeit hätten gezeigt, wie wichtig die weitere Sensibilisierung der Öffentlichkeit und die intensive Vernetzung von Akteurinnen und Akteuren ist, um Opfer von Beziehungsgewalt so wirksam wie möglich zu schützen. „Es muss sich die Erkenntnis durchsetzen, dass es sich bei häuslicher Gewalt nicht um eine private Angelegenheit handelt, sondern um eine Straftat, die geahndet werden muss“, betont Ministerin Behrens. Nicht die Opfer müssten sich schämen, sondern die Täter. „Um die Täter stärker in die Pflicht nehmen zu können, werden wir unsere Aktivitäten in Bereich Täterarbeit verstärken und das bestehende Netz ausbauen. Gewalt hat bei uns keinen Platz!“

Woher rührt das zögerliches Anzeigeverhalten der Opfer?

Zudem, so Behrens, müsse untersucht werden, worauf das zum Teil zögerliche Anzeigeverhalten der weiblichen Gewaltopfer zurückzuführen sei. Hier gebe es vermutlich eine Reihe von Gründen, neben Scham, traumatischen Erfahrungen in der Vergangenheit und die Sorge, nicht ernst genommen zu werden. „Deshalb werden wir unsere Informations- und Präventionskampagne – unter Einbeziehung der Täterarbeit – ausbauen“, unterstreicht die Ministerin.

Hilfsangebote für Betroffene

In Niedersachsen gibt es ein flächendeckendes Netz an Frauenunterstützungseinrichtungen. Die Angebote reichen von 45 Frauenhäusern über 29 Beratungs- und Interventionsstellen bei häuslicher Gewalt (BISS) und 46 Gewaltberatungsstellen bis hin zu Notrufen:

Das „Netzwerk ProBeweis“ bietet von Gewalt Betroffenen in Niedersachsen flächendeckend die Möglichkeit, Beweise sichern zu lassen – unabhängig von einer eventuellen späteren Strafverfolgung: 

Das Projekt „Worte helfen Frauen“ wendet sich gezielt an geflüchtete Frauen. Um Sprachbarrieren abzubauen, können alle Einrichtungen, die zu frauenspezifischen Belangen beraten, mit diesem Projekt den Einsatz von Sprachmittlungen für sie kostenfrei und unbürokratisch abrechnen:

Die Stiftung Opferhilfe Niedersachsen berät und unterstützt Opfer unter anderem psychosozial. Sie ist zu erreichen unter:

Telefon: 0441/2201111
Fax: 0441/2201211

Opferhilfe@justiz.niedersachsen.de

Das „Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen“ ist unter 08000116016 das ganze Jahr über (auch an Wochenenden und Feiertagen) zu erreichen:

 

Noch ein Hinweis des Sozialministeriums: Es wurden insgesamt zwei massive, orangefarbene Holzbänke durch das Team der Heilpädagogischen Hilfe Osnabrück e.V. angefertigt. Und die zweite Bank werde laut Ministerium gerne an Interessierte für entsprechende Aktionen verliehen.

Gloria Saggau mit Informationen des Niedersächsischen Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung

Video: Sascha Neue

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