Flensburg/St. Peter-Ording (dpa/lno) –
Der Medieninteresse ist groß, als die vier wegen Mordes Angeklagten den Saal A316 des Landgerichts Flensburg betreten. Die Staatsanwaltschaft wirft den Männern im Alter von 35 bis 43 Jahren vor, für einen tödlichen Raubüberfall auf ein älteres Ehepaar am 11. Januar 2024 in St. Peter-Ording verantwortlich zu sein.
Die drei Deutschen und ein Russe sollen gemeinschaftlich aus Habgier und in der Absicht der Ermöglichung einer anderen Straftat einen Menschen getötet haben. Bei dem Überfall starb ein 99-Jähriger, der früheren Polizeiangaben zufolge bis dahin fit und wehrhaft gewesen sein soll. Für die Hauptverhandlung sind Termine bis Ende März 2025 angesetzt.
Die vier sollen demnach bereits zuvor zweimal versucht haben, in das Haus einzubrechen, in dem sie hohe Summen Bargeld und Wertgegenstände vermuteten. Da dies nicht den erwünschten Erfolg gebracht hatte, versuchten sie nun auf andere Art in das Haus zu kommen, wie die Staatsanwältin sagte: Sie wollten als Paketboten verkleidet klingeln, die Geschädigten fesseln und unter Vorhalt einer Schusswaffe dazu bewegen, Verstecke von Geld und Wertgegenständen preiszugeben.
99-Jähriger stellt sich schützend zwischen Täter und seine Frau
Am Abend des 11. Januar setzten die Angeklagten demnach ihre Tat um. Zwei der Männer warteten den Angaben zufolge im Auto und hatten Funkkontakt mit den anderen beiden, die an der Haustür klingelten. Als die anderen beiden den Ehemann unter vorgehaltener Waffe in das Haus gedrängt hätten, habe er sich schützend zwischen die Männer und seine Ehefrau gestellt, sagte die Staatsanwältin.
Daraufhin hätten sie den 99-Jährigen so stark geschubst, dass er gestürzt sei und sich dabei eine Platzwunde am Kopf zugezogen habe. Er sei innerhalb kürzester Zeit an Herzversagen und dem folgenden Herzkreislaufstillstand gestorben. Dies hätten die Angeklagten, denen das hohe Alter der Eheleute bekannt gewesen sei, zumindest billigend in Kauf genommen.
Fall auch Thema bei «Aktenzeichen XY… Ungelöst»
Im Anschluss fesselten die beiden Männer die 79 Jahre alte Ehefrau mit Kabelbindern und schlugen sie gegen Kopf und Hals, wie die Staatsanwältin weiter sagte. Einer der Angeklagten habe sie wiederholt aufgefordert, Verstecke von Wertgegenständen im Haus zu verraten und damit gedroht, ihr einen Finger abzuschneiden. Der andere Angeklagte habe unterdessen das Wohnhaus durchsucht. Sie erbeuteten letztlich ein Mobiltelefon, 250 Euro Bargeld und zwei Goldketten. Eine davon mit einem auffälligen Anhänger eines ägyptischen Pharaos. Zurück im Auto verteilten sie die Beute.
Das Quartett entkam zunächst. Staatsanwaltschaft und die Familie des Opfers setzten in der Folge Belohnungen für Hinweise aus, die zur Ermittlung der Täter führen. Ende März war der Raubüberfall Thema in der ZDF-Sendung «Aktenzeichen XY… Ungelöst». Knapp fünf Monate nach der Tat nahmen Spezialkräfte die Tatverdächtigen fest. Sie sitzen in Untersuchungshaft.
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