Eckernförde (dpa) –
Ein 24 Jahre alter Ex-Soldat hat vor dem Amtsgericht Eckernförde die ihm zu Last gelegten Taten nur zum Teil eingeräumt. Er habe niemanden gefährden und sich nicht bereichern wollen, ließ er seinen Anwalt in einer Erklärung verlesen.
Als Motiv für sein Handeln nannte er tiefen Frust über Schikanen und die schlechte Behandlung durch Vorgesetzte bei der Bundeswehr. «Das bekommen sie alles wieder, was sie uns angetan haben», habe er sich damals gesagt.
Vorwurf: Diebstahl von Spezialausrüstung
Die Staatsanwaltschaft wirft dem zum Tatzeitpunkt 22-Jährigen gemeinschaftlichen Bandendiebstahl mit seinen drei Mitangeklagten vor. Zwischen Ende Januar und Ende Mai 2022 sollen sie Ausrüstung der Bundeswehr im Wert von etwa 115.000 Euro gestohlen haben, darunter insbesondere Digitalkameras, Spezialkopfhörer, Kompasse, Funkgeräte und Ferngläser.
Tatorte waren Alt Duvenstedt (Kreis Rendsburg-Eckernförde), Eckernförde und Seedorf in Niedersachsen. Durch den Weiterverkauf der Ausrüstung hätten sie sich demnach eine Einnahmequelle verschaffen wollen, so der Vorwurf.
Dem damals 22-Jährigen wirft die Staatsanwaltschaft außerdem vor, im Mai 2022 in Itzehoe ohne Erlaubnis mit explosionsgefährlichen Stoffen umgegangen zu sein. Er soll unerlaubt verschiedene Waffen besessen und hergestellt haben, ebenso werden ihm Verstöße gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz zur Last gelegt.
Kampfmittelräumdienst durchsuchte die Wohnung
Bei einer Durchsuchung seiner Wohnung seien neben verschiedenen Waffen auch Gegenstände zur Herstellung von Sprengstoffen und Sprengkörpern gefunden worden. Neben der Polizei rückte deshalb auch der Kampfmittelräumdienst an.
In seiner Erklärung räumt der Angeklagte den Einbruch ein. Zu keinem Zeitpunkt aber habe er die Kaserne in Brand stecken wollen, wie ihm vorgeworfen werde. Der überwiegende Teil seiner Waffen und Munition, die in seiner Wohnung gefunden wurden, sei frei verkäuflich. Er bestreite auch, dass er Waffen umgebaut habe. Er habe dort nur zu Übungszwecken gebastelt.
Vielmehr habe er Ausrüstung in die Ukraine bringen und abgeben wollen, weil er dachte, dass die Gegenstände dort nützlich sein könnten. Er habe schon zuvor in der Ukraine Sanitätshilfe geleistet. Den Sprengstoff, den er besaß, habe er entsorgen wollen. Mit Blick auf sein Handeln aus heutiger Sicht wisse er, «dass das alles nicht richtig war. Damals war ich mir keiner Schuld bewusst», heißt es in seiner Erklärung.
Angeklagter berichtet von laxem Umgang mit Munition
Der Angeklagte berichtete vor Gericht von Schikanen durch Vorgesetzte. Einmal sei ihm befohlen worden, morgens um 5 Uhr mit einem Besen «den Strand zu fegen», was er unter Aufsicht habe befolgen müssen. Bei der Bundeswehr habe es «tief liegende Missstände» gegeben. Den Umgang mit Munition schildert der Angeklagte als sehr lax. Kurz vor Feierabend sei man aufgefordert worden, aufzuhören, die benutzte Munition zu zählen und sie verschwinden zu lassen. Einmal seien überzählige Handgranaten einfach in die Ostsee geschmissen worden, ebenso Sprengstoff. Es sei auch viel geklaut worden.
Ein Rettungssanitäter, der früher mit dem Angeklagten befreundet und bei dessen Wohnungsdurchsuchung vor Ort war, sagte vor Gericht als Zeuge aus. Der Angeklagte habe ursprünglich Kampfschwimmer werden wollen, habe dann aber eine Ausbildung zum Minentaucher gemacht, die er aus gesundheitlichen Gründen abbrechen musste. Der Angeklagte habe ihn gefragt, ob er ihm Verbandsmaterial für die Ukraine besorgen könne, sagte der Sanitäter.
Mit der Erklärung des 24-Jährigen haben jetzt alle Angeklagten zu den Vorwürfen gegen sie Stellung genommen. Der Prozess vor dem Amtsgericht Eckernförde wird am 4. Februar mit der Befragung weiterer Zeugen fortgesetzt.
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