Stralsund (dpa) –
Die Todesserie bei Kegelrobben in Vorpommern hat sich nach Angaben des Deutschen Meeresmuseums in Stralsund nach der Entfernung einer Fischerreuse zuletzt nicht mehr fortgesetzt. Nach vielen Fällen in kurzer Zeit seien Ende Oktober die letzten zwei Totfunde im Südosten Rügens aufgetreten, sagte die Kuratorin für Meeressäugetiere, Judith Denker, der Deutschen Presse-Agentur. Kurz zuvor sei dort eine Reuse aus dem Wasser genommen worden, die als mögliche Todesursache in Verdacht gestanden habe. Insgesamt waren im Oktober laut Denkinger 44 tote Kegelrobben in Vorpommern festgestellt worden. Im ganzen zurückliegenden Jahr seien es hingegen 43 gewesen – an der gesamten Küste von Mecklenburg-Vorpommern.
Denkinger hatte schon zuvor Ertrinken etwa in Netzen als mögliche Todesursache ins Spiel gebracht. Auf mögliches Ertrinken hatten ihrer Aussage nach nicht nur die Ergebnisse von Obduktionen, sondern zuletzt auch Analysen von Gewebeproben hingewiesen.
Anzeigen wegen Totfunden
Die Reuse vor der südöstlichen Küste Rügens habe keinen speziellen Schutz gegen das Einschwimmen von Robben gehabt. Dieser sei dort aber auch nicht vorgeschrieben, anders als im Greifswalder Bodden.
Das zuständige Landesamt hatte sich in der Vergangenheit skeptisch in Bezug auf Reusen als mögliche Todesursache gezeigt. Der Schweriner Umweltschutzminister Till Backhaus (SPD) hatte Ende Oktober erklärt, die Untersuchung einer fraglichen Reuse auch mit Unterwasserkameras sei ohne Ergebnis geblieben.
Im Zusammenhang mit den gehäuften Totfunden hatten das Deutsche Meeresmuseum Stralsund und das Biosphärenreservat Südost-Rügen Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Laut NDR sind dies nicht die einzigen Anzeigen.
Amts-Direktor: keine Spuren an Reuse
Der Direktor des Landesamtes für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei (Lallf), Stephan Goltermann, sagte, der Fischer habe die entsprechende Reuse bei Thiessow abgebaut, möglicherweise wegen des öffentlichen Drucks. Experten des Lallf hätten die Reuse begutachtet, sowohl im Wasser als auch außerhalb. «An der Reuse sieht man gar nichts», sagte Goltermann. Seiner Meinung nach hätte man Spuren sehen müssen, wenn Robben darin um ihr Überleben gekämpft hätten. Aus seiner Sicht sei ein Zufall möglich – trotz der räumlichen Nähe der Reuse zu den Fundorten der toten Tiere und dem Ende der Fundserie nach der Entfernung der Vorrichtung.
Die Landesgeschäftsführerin des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Corinna Cwielag, zweifelt hingegen an Zufall. Sie verwies zudem auf Untersuchungen, bei denen ihrer Aussage nach auch äußerliche Spuren an Tieren entdeckt worden seien, die für ein Ertrinken in einer Reuse sprächen. Der BUND will mit einer Petition Druck auf die Landesregierung ausüben, bei der Aufklärung alle Register zu ziehen und etwa auch DNA-Analysen durchzuführen.
Dem Vernehmen nach will die Staatsanwaltschaft Stralsund demnächst über den Stand der Ermittlungen informieren. Sie war am Donnerstag nicht zu erreichen. Auch eine Anfrage beim Schweriner Umweltministerium blieb am Donnerstag bis zum frühen Abend unbeantwortet.
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