Hamburg (dpa) –
Hört man sich um beim Hamburger SV, dann ist das Meinungsbild klar. «Wir stehen voll hinter Merlin», sagte Kapitän Sebastian Schonlau. Und auch die Club-Legende Horst Hrubesch glaubt weiter an den lang ersehnten Aufstieg und die Beförderung des Interimstrainers Merlin Polzin. «Ich habe immer noch die Hoffnung, bin immer Optimist», sagte der Nachwuchs-Chef des HSV der Deutschen Presse-Agentur. «Ich hoffe, dass das mit dem Gespann, das wir im Moment haben, ganz gut läuft.»
Es gibt beim ewigen Aufstiegsfavoriten der 2. Fußball-Bundesliga den ausgeprägten Wunsch, mit dem langjährigen Co-Trainer Polzin und dessen Partner Loïc Favé auch nach der Winterpause weiterzumachen. Wäre das nicht so, hätte Sportvorstand Stefan Kuntz diese Interimslösung schon nach dem ersten Spiel beim Karlsruher SC (3:1) beenden und seinen früheren Sturmpartner Bruno Labbadia als neuen Trainer verpflichten können.
Doch ob aus diesem Wunsch auch Realität wird, hängt am Samstag (13.00 Uhr/Sky) ganz maßgeblich vom Ausgang und auch vom Eindruck des letzten Spiels in diesem Jahr gegen die SpVgg Greuther Fürth ab. «Polzins Endspiel beim HSV», titelte das «Hamburger Abendblatt».
Röhl nicht nach Southampton
Schlagen die Hamburger den Tabellenzwölften auf überzeugende Weise, hätte der 34-Jährige nach dann vier Spielen ohne Niederlage gute Chancen auf einen Cheftrainer-Vertrag. Passiert das nicht, würden die Gespräche mit anderen Kandidaten wohl intensiviert.
Der schwedische Meistertrainer Hendrik Rydström von Malmö FF gehört dazu. Das Interesse an dem ehemaligen Hansi-Flick-Assistenten Danny Röhl von Sheffield Wednesday wurde in dieser Woche durch den «Kicker» publik.
Seine Karrierechancen in England und die hohen Ablöseforderungen seines Clubs stehen einer Verpflichtung des 35-Jährigen im Weg. Klar ist seit Freitag aber auch: Neuer Trainer des FC Southampton, wie es tagelang hieß, wird Röhl nicht. Der Tabellenletzte der Premier League entschied sich für den Kroaten Ivan Juric, der bis Anfang November noch Mats Hummels bei AS Rom trainierte.
Das Bemerkenswerte an der Trainerfrage des HSV ist, dass Sportvorstand Kuntz seit der Trennung von Steffen Baumgart davon spricht, sich «nicht treiben lassen» zu wollen. Tatsächlich aber hängen die Aussichten des Wunschkandidaten Polzin und die Besetzung des aktuell wichtigsten Postens im Verein nun womöglich am Verlauf nur eines einzigen Spiels. Viel weiter in eine Ecke kann man sich kaum treiben lassen.
«Das ist kein schräges Gefühl», sagte Polzin selbst dazu. Und wie es nach diesem «Endspiel» für ihn weitergeht, «interessiert mich ehrlicherweise jetzt auch nicht. Ich möchte gewisse Dinge von der Mannschaft sehen. Ich will eine richtig geile Leistung sehen und ich will vor allem drei Punkte holen. Alles Weitere wird man dann sehen. Danach haben wir genug Zeit, um nicht nur schöne Weihnachten zu haben, sondern vor allem in Ruhe zu sprechen.»
© dpa-infocom, dpa:241220-930-323759/1