Die Liebe siegt bei «Winnetou II – Ribanna und Old Firehand»

Der Schauspieler Alexander Klaws als Winnetou. Daniel Bockwoldt/dpa
Der Schauspieler Alexander Klaws als Winnetou. Daniel Bockwoldt/dpa

Bad Segeberg (dpa/lno) –

Mit dem Abenteuer «Winnetou II – Ribanna und Old Firehand» sind die Karl-May-Spiele in Bad Segeberg am Samstag in ihre 71. Saison gestartet. Das Schauspielteam um Alexander Klaws als Winnetou und Jan Hartmann als Old Firehand zeigte zur Premiere ein furioses Spektakel aus Action, Liebe, Verrat und Heldenmut.

«Winnetou II – Ribanna und Old Firehand» ist das einzige Stück von Karl May, in dem sich Winnetou verlieben darf. Doch seine Liebe zu Ribanna (Sila Sahin) stellt den Apachenhäuptling vor den vielleicht schwersten inneren Kampf seines Lebens. Er muss die schöne junge Häuptlingstochter, die sich unsterblich in seinen engen Freund Old Firehand verliebt hat, ziehen lassen. Im anrührenden Zwiegespräch mit seinem toten Vater Intschu-tschuna (Joshy Peters) versteht Winnetou, dass jeder Mensch seinen eigenen Weg finden und gehen muss und dass es richtig ist, von früheren Festlegungen abzuweichen, wenn die Umstände es erfordern.

Das Publikum im Freilichttheater kann sich an witzigen aktuellen Bezüge erfreuen, mit denen Autor Michael Stamp den Karl-May-Stoff auflockert. Es gibt musikalische und textliche Anleihen zum Beispiel bei «Der rosarote Panther» und Louis de Funès. Highlights sind auch die musikalischen Darbietungen des finsteren Gangsters Emery Forster (Nick Wilder), der die Stadt New Venango in seinem persönlichen Goldrausch unterjocht und den Assiniboins durch List, Gewalt und Intrige das Land stehlen will. Ein Gänsehautmoment, wenn Wilder, vielen Zuschauern als Bordarzt Sander vom ZDF-Traumschiff bekannt, seine diabolischen Taten mit klagenden Mundharmonika-Tönen aus «Spiel mir das Lied vom Tod» untermauert.

Trotz der Konkurrenz im Ringen um Ribannas Liebe stehen die Freunde Winnetou und Old Firehand fest zusammen, wenn es darum geht, das Böse zu besiegen. Nach vielen Wendungen und höchster Lebensgefahr erst für den Westmann, dann für Ribanna, endet das Stück, wie man es bei Karl May erwarten darf. Das Böse kann dem Guten nichts entgegensetzen. Eine überraschende Wendung bietet das Stück aber noch: Einer erweist sich nicht als der Schurke, der er scheint.

Die Kulisse ist dem Publikum auch in diesem Jahr vertraut, denn der Kalkberg bietet einen festen Rahmen, und doch ist sie spektakulär neu. Vor allem Old Firehands hoch in den Felsen gebaute Blockhütte und ein Soldatenfort bieten Raum für große Auftritte. Dutzende Komparsen schaffen im Zusammenspiel mit den Schauspielprofis bei Kampfszenen, Zeremonien oder Feiern komplexe Handlungen und große Bilder, die sich erst von den höheren Reihen aus komplett erfassen lassen. 

Ribanna, die einzig tragende Frauenrolle des Stücks, zeigt unerwartete Stärke. Sie will sich zwar den Wünschen ihres Vaters nicht widersetzen, aber dennoch über ihre Liebe selbst entscheiden. Sahin spielt Ribanna als emanzipierte, mutige und ehrliche Frau. Am Ende sind es simple Botschaften, die das Publikum begeistern. Wenn etwa Winnetou sagt: «Ein Tag ohne Liebe ist ein verlorener Tag.» Vor dem Hintergrund von Gewalt und drohendem Unrecht appellieren die Karl-May-Spiele auch in diesem Jahr an Toleranz, Vielfalt, Frieden und Menschlichkeit.

Bis zum 8. September gibt es unter der Regie von Nicolas König, der selbst als Oberschurke Parranoh mitspielt, 72 Aufführungen. Im vergangenen Jahr waren mehr als 430 000 Zuschauer ins Freilichttheater am Kalkberg in Bad Segeberg gekommen. 

© dpa-infocom, dpa:240629-99-579009/3

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