Hamburg (dpa/lno) –
Dass das Aufeinandertreffen zwischen dem FC St. Pauli und Holstein Kiel am 12. Spieltag ein Kellerduell sein würde, das war allen Beteiligten schon vor der Saison klar. Und doch ist die Stimmung bei den beiden Aufsteigern vor dem direkten Vergleich am Hamburger Millerntor an diesem Freitag (20.30 Uhr/DAZN) schlecht. Zu enttäuschend waren die jüngsten Auftritte der beiden norddeutschen Neulinge am vergangenen Sonntag.
Der FC St. Pauli war beim 0:2 in Mönchengladbach mit Ausnahme der Schlussminuten völlig chancenlos, Holstein Kiel präsentierte sich beim 0:3 gegen den FSV Mainz 05 sogar desolat. Die Herangehensweise, auf die jeweiligen Rückschläge zu reagieren, war bei den beiden Trainern jedoch unterschiedlich.
Deutliche Worte und Beschwichtigung
St. Paulis Trainer Alexander Blessin nahm nach dem schwachen Auftritt am Niederrhein kein Blatt vor den Mund. «Wir hatten ein paar Sachen aufzuarbeiten», erklärte Blessin und machte deutlich: «Wir brauchen nichts schönzureden. Wir müssen mehr Mut und Intensität reinbringen.»
Holstein-Coach Marcel Rapp blieb seiner Devise dagegen treu, auch nach schwachen Leistungen nicht den Stab über seiner Mannschaft zu brechen. «Wir haben das Spiel analysiert, wie wir es nach jeder Partie machen», sagte Rapp mit ruhiger Stimme. «Wir waren oft nah dran, Mainz war ein Ausrutscher.»
Druck auf beiden Seiten groß
Ob das stimmt, können die Kieler am Millerntor zeigen. Eine weitere Niederlage und die Nichtabstiegsränge würden bereits vor Weihnachten etwas aus den Augen verloren. «Jeder kann die Tabelle lesen und weiß, was für ein wichtiges Spiel ansteht», gab auch Rapp zu. Jetzt zusätzlichen Druck aufzubauen sei aber der falsche Weg. «Darüber zu reden bringt uns nichts. Wir müssen uns damit beschäftigen, wie wir das Spiel gewinnen können, uns sehr gut vorbereiten und mental voll da sein.»
Hoffnung macht den Kielern die bisherige Heimschwäche des FC St. Pauli. Die Hamburger haben vor eigenem Publikum noch kein Tor geschossen und tun sich schwer, wenn sie selbst das Spiel machen müssen. Allerdings hatte St. Pauli auch in der vergangenen Zweitliga-Saison in den ersten beiden Heimspielen nicht getroffen. Bis Holstein Kiel zu Gast war und sich die Kiezkicker mit einem 5:1 den Frust von der Seele schossen.
Letztes Duell am Millerntor ohne Bedeutung
«Von fünf Gegentoren waren vier der Marke Tor des Monats», sagte Rapp, der dem Ergebnis mit Blick auf die Partie an diesem Freitag deshalb keine große Bedeutung mehr beimisst. Der Holstein-Coach ist vielmehr bemüht, weiter Ruhe auszustrahlen. «Es ist eine Challenge für alle. Für den Verein, für die Spieler und auch für mich als Trainer. Das wussten wir vor der Saison.»
Eine weitere Niederlage im Duell der Aufsteiger könnte schon früh in der Saison die Hoffnung darauf nehmen, diese Herausforderung erfolgreich meistern zu können. «Jeder muss am Limit arbeiten, wenn Holstein Kiel in der Bundesliga spielt. Wenn wir das nicht schaffen, wird es schwer», fand Rapp dann doch noch deutliche Worte.
Diese wählte auch Hauke Wahl, der jahrelang in Kiel spielte, ehe er 2023 ans Millerntor wechselte. «Die Hütte wird brennen», kündigte der Verteidiger ein intensives Spiel an. «WIr wollen unbedingt den ersten Heimsieg feiern.»
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