Aurich (dpa/lni) –
Eine 63 Jahre alte Frau hat vor Gericht gestanden, ihren Lebensgefährten getötet zu haben. Seine Mandantin räume die Tat ein, sagte ihr Verteidiger Michael Schmidt zu Beginn des Prozesses vor dem Landgericht im ostfriesischen Aurich. Zu der Handlung selbst wolle sie aber erst zu einem späteren Zeitpunkt im Verfahren Angaben machen, sagte er. Die 63-jährige Deutsche bestätigte die Angaben ihres Verteidigers auf Nachfrage des Vorsitzenden Richters.
Die Staatsanwaltschaft wirft der Frau vor, im August vergangenen Jahres ihren gesundheitlich geschwächten 70 Jahre alten Lebenspartner getötet zu haben. Als der Mann, ein belgischer Staatsangehöriger, nachmittags auf einem Sofa in der gemeinsamen Wohnung in Aurich lag, soll die 63-Jährige ihm ein Kissen auf sein Gesicht gedrückt haben. «Sie handelte vorsätzlich», sagte die Staatsanwältin bei der Verlesung der Anklageschrift. Der Tatvorwurf lautet Totschlag. Warum es zu der Tat kam, blieb zunächst offen.
Paar zieht 2015 nach Ostfriesland
Der Vorsitzenden Richter befragte die Angeklagte ausführlich zu ihrem Lebenslauf und zum Zusammenleben mit ihrem Partner – der Tattag blieb ausgeklammert. Nach einer Ausbildung zur Kellnerin und wechselnden Wohnorten habe sie ihren Lebensgefährten 2007 in Varel in Friesland in einer Obdachlosenunterkunft kennengelernt, sagte die Angeklagte. Sie lebten danach an verschiedenen Orten in Deutschland und zogen schließlich 2015 nach Aurich. Dort fanden die beiden eine Wohnung und die Frau Arbeit.
Im vergangenen Jahr, so berichtete es die 63-Jährige weiter, sei es ihrem Lebensgefährten gesundheitlich schlechter gegangen. Der 70-Jährige sei zeitweise mit dem Verdacht auf einen Herzinfarkt in eine Klinik gekommen und habe über Atemnot geklagt. Zuhause habe ihr Partner Hilfe beim Waschen und Aufstehen gebraucht, sagte die Frau auf Nachfragen des Richters. «Er hat sich hängen gelassen. Er wollte nicht mehr.»
Arbeitgeber verständigt Polizei
Als die Frau am Tattag nicht zur Arbeit erschien, sagte sie ihrem Arbeitgeber, sie habe ihren Mann getötet. Der Arbeitgeber verständigte dann die Polizei.
Ein Polizist, der mit einem Kollegen zuerst am Tatort war, schilderte vor Gericht die Situation. Die 63-Jährige habe ihm die Wohnungstür geöffnet und kurz darauf auch die Tötung gestanden. «Ja, ich war’s. Ich habe ihn erstickt», notierte der Beamte später die Aussage der Angeklagten in seinem Bericht. Nach ihren Angaben soll sich ihr Lebensgefährte mit einem Arm gewehrt haben – nach drei Minuten soll er dann erstickt sein.
In der Wohnung fand die Polizei den 70-Jährigen leblos auf dem Sofa. Die Frau wurde noch am Tatort festgenommen. Sie habe dabei «auffällig ruhig» gewirkt, sagte der 24 Jahre alte Polizeikommissar. Fragen habe sie knapp, aber umgehend beantwortet. Emotionen seien bei ihr kaum zu erkennen gewesen.
Das Gericht hat bis Ende Januar noch drei weitere Verhandlungstage angesetzt. In dem Verfahren sollen Zeugen und Sachverständige gehört werden.
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