Modelleisenbahn, E-Gitarren, Autos – Stadt erbt häufiger

Hamburg hat mehr als 270 Mal in diesem Jahr geerbt, das ist deutlich häufiger als in den Vorjahren. (Symbolbild) Daniel Reinhardt/dpa
Hamburg hat mehr als 270 Mal in diesem Jahr geerbt, das ist deutlich häufiger als in den Vorjahren. (Symbolbild) Daniel Reinhardt/dpa

Hamburg (dpa/lno) –

Nicht immer ist ein Erbe mit viel Geld verbunden. Davon kann die Stadt Hamburg ein Lied singen. Sie erbte 2024 mehr als 270 Mal – und hatte deshalb in erster Linie viel Arbeit. «Die Nachlassverwaltung und -abwicklung ist oft mit erheblichem Aufwand verbunden. Viele dieser Nachlässe sind überschuldet, weswegen die eigentlichen Erben ausschlagen und der Fiskus Ersatzerbe ist», sagte ein Sprecher der Finanzbehörde der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. 2023 waren den Angaben zufolge 202 Nachlassakten eingegangen.

Für Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) zeigt der Blick auf die Nachlassakten auch die Vereinsamung in Teilen der Gesellschaft: «Immer mehr Menschen versterben ohne Nachkommen, die bereit oder in der Lage sind, sich um die Abwicklung des Nachlasses, die Auflösung der Wohnung und um amtliche Verfahren zu kümmern – gerade wenn wenig oder nichts zu erben ist.» Das müsse der Staat übernehmen. 

Nicht selten würden die Mitarbeitenden der Finanzbehörde Wohnungen besichtigen, «die in einem sehr schlechten, verwahrlosten Zustand sind und deren Begehung eine sehr große Herausforderung darstellt». Dies verdiene Respekt, sagte der Senator weiter. «Fiskuserbschaften sind selten ein Segen, sie bedeuten meist viel Arbeit, sind kompliziert, langwierig und teuer.»

Erbe ist nicht gleich Geldsegen

Selbst, wenn die Stadt Häuser oder Grundstücke erbt, bedeutet das keinen Geldsegen. «Immobilienerbschaften sind oftmals baufällig oder kontaminiert. Die Herstellung und Sicherstellung der Verkehrssicherheit ist aufwendig.» Und bei einem Großteil der Nachlässe gebe es schlicht keine Wertgegenstände.

Das führt dazu, dass unter dem Strich im Grunde nichts hängen bleibt. So nahm die Stadt im vergangenen Jahr ohne Immobilien und nach Abzug der Zahlungen an Gläubiger rund 549.000 Euro ein – die Personalkosten der Finanzbehörde noch nicht gegengerechnet. «Bei dem Großteil der Fälle sind – spätestens nach Abzug von Verbindlichkeiten und Kosten Dritter – keine Nettoeinnahmen erzielbar.» 

MZ-Motorrad, Steiff-Teddys und E-Gitarren

Geld wird zunächst vor allem dadurch gemacht, dass geerbte Vermögensgegenstände über die Zollauktion, Auktionshäuser und auf Basis von mehreren Angeboten über Händler für Gebrauchtwaren veräußert werden. 2024 waren dem Behördensprecher zufolge auch außergewöhnliche Dinge darunter: eine große Sammlung Modelleisenbahnen Spur 1, E-Gitarren, 13 Fahrzeuge, darunter ein Jeep aus den 1940er Jahren, ein MZ-Motorrad und eine Steiff-Teddysammlung. 

Die höchsten Einnahmen eines Nachlasses seien bis kurz vor Jahresfrist mit einem Fahrzeug gemacht worden, das rund 20.000 Euro eingebracht habe. Für den Eigenbedarf behält die Stadt übrigens nichts. Auch Immobilien gehören zur Nachlassmasse und müssen veräußert werden. Außerdem müssen die Forderungen der Gläubiger bedient werden. Das passiert nur aus den Erlösen, aus dem Hamburger Haushalt gibt es dafür kein Geld.

© dpa-infocom, dpa:250103-930-333511/2

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