Mutter getötet – lange Jugendstrafen wegen Mordes gefordert

Die Staatsanwaltschaft fordert eine lange Jugendstrafe für den Angeklagten (Archivbild). Birgitta von Gyldenfeldt/dpa
Die Staatsanwaltschaft fordert eine lange Jugendstrafe für den Angeklagten (Archivbild). Birgitta von Gyldenfeldt/dpa

Flensburg/Husum (dpa/lno) –

Ein damals 18-Jähriger soll seine Mutter im vergangenen Frühjahr in Husum erstochen haben. Für diese Tat soll er nach Ansicht von Staatsanwaltschaft, Verteidiger und Nebenklagevertreter zu einer langjährigen Jugendstrafe wegen Mordes verurteilt werden. Der Tatvorwurf habe sich im Wesentlichen bestätigt, sagte der Staatsanwalt am Landgericht Flensburg in seinem Plädoyer. Er forderte eine Jugendstrafe von siebeneinhalb Jahren. 

Der Verteidiger sprach sich für eine Jugendstrafe aus, die siebeneinhalb Jahre nicht überschreitet. Der Vertreter der Nebenklage plädierte auf eine Jugendstrafe von neun Jahren. Er vertritt früheren Angaben des Gerichts zufolge die Mutter und zwei Brüder der Getöteten. Das Urteil soll am 20. Januar um 9.15 Uhr verkündet werden. 

Leiche im Kinderzimmer der Halbgeschwister versteckt

Dem zur Tatzeit 18-Jährigen wird vorgeworfen, die 39-Jährige am 30. April vergangenen Jahres in Husum in der Küche der Frau heimtückisch erstochen zu haben. Dann soll er die Leiche in einen Teppich gewickelt und im Kinderzimmer seiner Halbgeschwister versteckt haben. 

Beides hatte der Angeklagte in seiner Aussage zu Prozessbeginn bestätigt. Nach der Tat setzte der Angeklagte sich nach Frankreich ab. Hier konnte er am 7. Mai festgenommen werden. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft wollte er zurück in den Irak reisen. 

Viele Jahre kein Kontakt zwischen Angeklagtem und Mutter 

Der Heranwachsende wurde in Lübeck geboren und besitzt die deutsche Staatsbürgerschaft. Als er etwa vier Jahre alt war, zogen die Eltern seinen Angaben zufolge mit ihm und seinen zwei älteren Brüdern in den Irak. Die Frau verließ ihren wesentlich älteren Mann und die Kinder 2013 unter einem Vorwand, wie der Angeklagte berichtete. Viele Jahre lang habe kein Kontakt bestanden. Der Angeklagte war erst wenige Wochen vor der Tat zu der Frau und ihrer neuen Familie nach Husum gekommen. Hier leben auch die Eltern der Getöteten und zwei Brüder.

Anders als vom Angeklagten dargestellt, ist die Staatsanwaltschaft überzeugt, dass der 19-Jährige den Kontakt zur Mutter gesucht hat und nicht andersherum. 

Staatsanwalt glaubt nicht an Spontan-Tat 

Der Angeklagte hatte im Prozess ausgesagt, er habe seine Mutter spontan erstochen. Sie habe ihn nicht zurück zu seinem Vater und seinen Brüdern in den Irak lassen wollen. Sie habe ihm an dem Morgen zudem gesagt, dass es sich bei seinem Vater nicht um seinen leiblichen Vater handele und auch seine Brüder andere Väter hätten. Er sei durcheinander geraten.

Der Staatsanwalt sagte in seinem Schlussvortrag, über das Motiv könne nur spekuliert werden. Es könne die aus Sicht des Angeklagten mangelnde Religiosität seiner Mutter gewesen sein oder dass sie eine neue Familie gegründet hatte, obwohl sie aus seiner Sicht noch mit seinem Vater verheiratet war. Vielleicht habe der Angeklagte ihr auch vorgeworfen, dass sie ihn, seinen Vater und die Brüder verlassen hat, vielleicht sei er überfordert gewesen. Das alles könnten mögliche Motive sein, sagte der Staatsanwalt. Eines stehe aber fest: Das von dem 19-Jährigen genannte Motiv stimme nicht. Und es sei auch keine spontane Tat gewesen.

Auch der Verteidiger sagte, man habe im Ergebnis kein echtes Motiv erkennen können. Er ging ebenfalls von einem Mord aus und sah das Mordmerkmal der Heimtücke erfüllt. 

Der Nebenklagevertreter betonte, der Angeklagte zeige keine Reue, sei erfüllt von einem internalisierten Hass auf seine Mutter. «Er bereut nicht, seine Mutter getötet zu haben. Er bereut es, erwischt worden zu sein.»

© dpa-infocom, dpa:250113-930-342676/2

Copy LinkCopy Link
Zur Startseite