Köln/Damme (dpa) –
«Otto-Versand – Hamburg», singen Franz und Ute in Erinnerung an eine Versandhaus-Werbung aus den 1960er Jahren – und spätestens mit diesem nostalgischen Moment ist klar: Die Themen sind andere in der Senioren-Version des «Bachelors». Beim Streamingdienst RTL+ ist der «Golden Bachelor» angelaufen, eine Ü-60-Ausgabe der Rosenverteiler-Show. In der Titelrolle: der 73 Jahre alte Franz Stärk aus dem niedersächsischen Damme.
Der Ablauf der ersten Folge ist der gleiche wie in den schon seit Jahren bekannten Versionen der Datingshow mit jüngeren Protagonisten: Anderthalb Dutzend Frauen steigen aus einem Auto, setzen sich auf dem roten Teppich in Szene, um dem Bachelor bestmöglich zu gefallen und um schließlich nach diversen Dates in der Sonne (Schauplatz ist die griechische Insel Kreta) zum Schluss die letzte Rose abzustauben.
Enkelkinder, Rentnerleben, Eierlikör
Doch so ähnlich das Setting, so anders die Themen. Unter den 18 Kandidatinnen sind – im Vergleich zu den jüngsten Ausgaben der herkömmlichen «Bachelor»-Version – vergleichsweise wenige Influencerinnen, die ihren Lebensmittelpunkt gerade nach Dubai verlegt haben. Dafür geht es um Familie, Enkelkinder, die Freiheit des Rentnerlebens – und auf dem roten Teppich wird Eierlikör getrunken.
«Der Franz, der kann’s»
Es sei «längst überfällig, dass unsere Generation auch mal die Gelegenheit bekommt, die Liebe im Alter zu zeigen», sagt «Golden Bachelor» Franz in einer kleinen Ansprache in der ersten «Nacht der Rosen». «Der Franz, der kann’s», urteilt eine Kandidatin.
Und tatsächlich gibt der Senior sich als goldener Junggeselle dermaßen souverän, als sei er nicht stellvertretender Schulleiter gewesen, sondern habe hauptberuflich Damen auf roten Teppichen in Empfang genommen.
«Bitterlich geweint» – Franz erzählt vom Ende seiner Ehe
Dabei hat er nach eigenen Angaben in der Liebe auch sehr schmerzhafte Erfahrungen gemacht. Er erzählt vom Zerbrechen seiner Ehe nach 25 Jahren: «Da taucht dann plötzlich ein Kurschatten auf. Natürlich war das auch ein Schock für mich», sagt er. «Ich war völlig verzweifelt und hab dann bitterlich geweint.»
Solch unschöne Erfahrungen hat er mit der ein oder anderen Kandidatin gemein. Eine berichtet, dass ihre Ehe nach 33 Jahren zerbrochen sei, weil ihr Mann sie drei Jahre lang mit ihrer Freundin betrogen habe. Eine andere beschreibt das Ende ihrer Ehe so: «Unsere gemeinsamen Konten geräumt, sich ins Ausland abgesetzt und ich habe ihn nie wieder gesehen.»
Zwei Utes haben es ihm angetan
Doch mit der Kuppelshow soll nun zumindest für Franz alles besser werden. Ihm hat nämlich – als er in seinen 20ern schon mal auf Kreta war mit einem Kumpel – eine Australierin aus der Hand gelesen und prophezeit, «dass ich sehr spät in meinem Leben noch einmal so was wie das Glück erlebe».
Nach der ersten Folge sieht es so aus, als könne zumindest eine der beiden Utes (die mit dem Otto-Versand) sich ganz gute Chancen ausrechnen. «Ute – Knaller», kommentiert Franz direkt nach dem ersten Aufeinandertreffen. Später stellt er fest: «Da knistert was.» Und noch eine zweite Ute hat es ihm angetan, auch wenn er von ihr zeitweise denkt, sie heiße Britta.
Für andere heißt es dagegen Endstation: Eine von zwei Sabines geht in der ersten Nacht der Rosen ebenso leer aus wie Flugbegleiterin Sonja aus Gelsenkirchen, obwohl (oder weil) sie mit einer Anfahrt auf dem Mofa einen sehr speziellen Auftritt hinlegte. Beiden Frauen sah man die Enttäuschung an, aber sie trugen es mit Fassung.
Im linearen Fernsehen auf RTL ist der «Golden Bachelor» erst von Januar an zu sehen.
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