Polizist wegen Korruptionsverdacht in Untersuchungshaft

Wegen des Verdachts der Bestechlichkeit ermittelt die Staatsanwaltschaft Hannover gegen zwei Polizeibeamte. (Symbolbild) Julian Stratenschulte/dpa
Wegen des Verdachts der Bestechlichkeit ermittelt die Staatsanwaltschaft Hannover gegen zwei Polizeibeamte. (Symbolbild) Julian Stratenschulte/dpa

Hannover (dpa) –

Wegen des Verdachts der Bestechlichkeit in einem besonders schweren Fall sitzt ein niedersächsischer Polizist in Untersuchungshaft. Der 33 Jahre alte Oberkommissar der Polizeidirektion Hannover soll wiederholt im Dienst Geld angenommen haben, teilte die Staatsanwaltschaft Hannover heute mit. Bereits in der Nacht zum 6. Januar seien der 33-Jährige sowie ein 50 Jahre alter Hauptkommissar festgenommen worden. Die Wohnungen beider Polizisten wurden durchsucht und mögliche Beweismittel beschlagnahmt.

Das Amtsgericht Hannover ordnete im Fall des jüngeren Polizisten Untersuchungshaft wegen Flucht- und Verdunklungsgefahr an. Der 50-Jährige kam wegen fehlender Haftgründe auf freien Fuß. Seine Rolle sei Gegenstand der weiteren Ermittlungen, sagte Oliver Eisenhauer, Sprecher der Staatsanwaltschaft Hannover, der dpa. Die zwei Beamten seien vom Dienst freigestellt worden, gegen beide sei ein Disziplinarverfahren eingeleitet worden.

Geld von Drogendealern angenommen?

Nach Informationen der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung» («HAZ») sollen die unter Korruptionsverdacht stehenden Polizisten Geld von Drogendealern angenommen haben. Dies wurde von der Staatsanwaltschaft zunächst nicht bestätigt.

Es gebe keine Anhaltspunkte dafür, dass der Fall etwas mit dem ebenfalls wegen Korruptionsverdachts in Untersuchungshaft sitzenden Staatsanwalt aus Hannover zu tun habe, sagte der Behördensprecher. Der 39-jährige Staatsanwalt, der für Rauschgiftdelikte zuständig war, soll gegen Geld eine international agierende Kokain-Bande mit Informationen versorgt und vor einer Razzia gewarnt haben. Bei den Taten, die jetzt den beiden Polizisten vorgeworfen werden, sei der Modus Operandi ein anderer, sagte Eisenhauer.

Die Ermittlungen waren auch Thema im Innenausschuss des niedersächsischen Landtags. Ein Referatsleiter aus dem Innenministerium berichtete von der Festnahme der beiden Polizisten vor zehn Tagen. 

CDU fordert Stärkung der Sicherheitsbehörden

«Die Korruptionsvorwürfe gegen zwei Polizeibeamte aus Hannover werfen einen weiteren Schatten auf die Sicherheitsbehörden in Niedersachsen», sagte die parlamentarische Geschäftsführerin der CDU-Fraktion, Carina Hermann, nach der Unterrichtung der Landtagsabgeordneten im Ausschuss. Innenministerin Daniela Behrens und Justizministerin Kathrin Wahlmann (beide SPD) müssten erklären, wie solche Vorfälle möglich seien und was getan werde, um die Sicherheitsbehörden nachhaltig zu stärken. 

Hannovers Polizeipräsidentin Gwendolin von der Osten sagte: «Die Tatvorwürfe wiegen schwer. Der Schutz der Integrität und Glaubwürdigkeit unserer Polizei hat für uns oberste Priorität.» Insofern sei es wichtig, dass die Strafverfolgungsbehörden unmittelbar reagiert hätten. «Jetzt gilt es den Sachverhalt intensiv zu prüfen und rückhaltlos aufzuklären», sagte die Polizeipräsidentin.

Hinweise auf Lecks auch bei der Polizei

Erst am Montag hatte die Staatsanwaltschaft Osnabrück im Kontext der Ermittlungen gegen den 39-jährigen Staatsanwalt eine IT-Firma in Celle durchsuchen lassen, die lange von einem inzwischen verurteilten Mitglied einer Kokain-Bande geführt wurde. Die Zentrale Polizeidirektion Niedersachsen hatte mit dieser Firma laut Innenministerium in den vergangenen fünf Jahren Verträge über Aus- und Fortbildungsveranstaltungen geschlossen. 

Zeugen in Rauschgiftverfahren hatten schon vor einigen Jahren Hinweise auf angebliche Lecks in den niedersächsischen Behörden gesprochen. Es gebe auch Hinweise in entschlüsselten Chats der Drogenhändler. Demnach soll die Kokain-Bande auch Informationen aus den Reihen der Polizei erhalten haben.

© dpa-infocom, dpa:250116-930-346186/3

Copy LinkCopy Link
Zur Startseite