Hannover (dpa/lni) –
Der Mythos hält sich seit ungefähr 200 Jahren, doch tatsächlich sprechen die Menschen in Hannover nicht das reinste oder beste Hochdeutsch. Zu diesem Ergebnis kommt ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördertes Projekt an der Leibniz Universität Hannover. Demnach sprechen die Menschen in der niedersächsischen Landeshauptstadt je nach Situation und Lebensalter unterschiedlich miteinander.
Nach Hochschulangaben werden bestimmte Aussprachevarianten immer weniger benutzt wie zum Beispiel «Zuch» statt «Zug». Jüngere Menschen sagten häufiger «Keese» statt «Käse» oder «Füsch» statt «Fisch»
Das Team unter der Leitung von François Conrad, der selbst Luxemburger ist, dokumentierte zunächst die «Stadtsprache Hannovers», so auch der Titel des Projektes. Im zweiten Schritt wurden 100 in Hannover aufgewachsene Menschen getestet und interviewt. Die Frauen und Männer stammten aus verschiedenen Generationen und Stadtvierteln. Nach Angaben der Hochschule handelt es sich um die erste ausführliche Untersuchung des Mythos vom angeblich reinsten Hochdeutsch in Hannover.
Umgangssprache Hannöversch stirbt aus
Für viele Teilnehmende der Studie sei das Hochdeutsche dennoch ein wichtiger Teil der regionalen beziehungsweise städtischen Identität, analysierten die Sprachwissenschaftler vom Deutschen Seminar der Uni. Dies habe damit zu tun, dass abgesehen vom zunehmend verklingenden Hannöverschen in Hannover kein Dialekt wie das Niederdeutsche, also Platt, gesprochen werde. Die Umgangssprache Hannöversch entwickelte sich vor gut 300 Jahren, der durch Hannover fließende Fluss Leine wird darin «Laane» ausgesprochen.
In einer bundesweiten Forsa-Umfrage, die das Forschungsteam 2020 in Auftrag gegeben hatte, beantworteten mehr als 2000 Menschen die Frage, in welcher Stadt oder Region ihrer Ansicht nach das beste Hochdeutsch gesprochen werde. 24 Prozent der Befragten nannten den Raum oder die Stadt Hannover an erster Stelle. Dahinter folgten Niedersachsen (14 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (6 Prozent).
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