Hamburg (dpa/lno) –
Die Hamburger Energiewerke nutzen künftig industrielle Abwärme aus der Kupferhütte von Aurubis, um Verbraucher zu versorgen. Rechnerisch sollen bis zu 20.000 Haushalte mit der Abwärme heizen können. Die Energiewerke nennen das Projekt das größte seiner Art in Deutschland. Am Donnerstag wird die Versorgung eingeleitet. Dazu die wichtigsten Fragen und Antworten:
Was ist industrielle Abwärme?
Es handelt sich um Wärme, die unbeabsichtigt während der Industrieproduktion erzeugt wird. Im Aurubis-Werk entsteht die Abwärme während eines Nebenprozesses der Kupfererzeugung; genauer gesagt während der Umwandlung von Schwefeldioxid zu Schwefelsäure.
Wie erreicht die Industriewärme die Abnehmer?
Aurubis erhitzt mit der Abwärme Wasser auf etwa 105 Grad und leitet es an die Energiewerke weiter. Das ist vertraglich geregelt. Die Energiewerke bewahren das Wasser in einem sogenannten Druckwärmespeicher auf. Bei Bedarf speisen die Energiewerke das Heizwasser in das Fernwärmenetz ein, an das Haushalte angeschlossen sind.
Gibt es Folgen für Verbraucher?
Mit der Wärme aus dem Aurubis-Werk werden bestehende Fernwärmekunden versorgt. Das heißt, es gibt keine 20.000 Haushalte, die künftig allein Abwärme von Aurubis erhalten. Einen deutlichen Preiseffekt für bestimmte Kunden gibt es deshalb nicht, teilen die Energiewerke mit. Langfristig soll industrielle Abwärme dazu beitragen, Preise zu stabilisieren. Denn Fernwärme wird in Deutschland noch vor allem aus fossilen Energieträgern erzeugt, beispielsweise über die Verbrennung von Erdgas.
Ist die Abwärmenutzung neu?
Nein, in Hamburg nutzt der Energieanbieter Enercity aus Hannover schon seit 2018 Abwärme von Aurubis. Versorgt werden der Osten der Hafencity und mittlerweile auch Rothenburgsort. Das Enercity-Projekt ist kleiner als das des Wettbewerbers. Eine von Enercity gebaute Fernwärmeleitung nutzen die Energiewerke mit.
Wie fällt die Klimabilanz aus?
Industrielle Abwärme gilt als klimafreundlich und soll zur Wärmewende beitragen. Allgemein könne Abwärme klimaneutral genannt werden, wenn die eingesetzte Energie klimaneutral sei und keine Klimagase freigesetzt würden, erklärt der Wissenschaftler Clemens Rohde vom Fraunhofer-Institut. Aurubis spricht von CO2-freier Wärme, weil man während der Reaktion, während der die Wärme freigesetzt werde, keine fossilen Brennstoffe brauche.
Wie verbreitet ist Fernwärme?
In Hamburg ist Fernwärme vergleichsweise verbreitet. Im Mai 2022 wurden 18,1 Prozent aller Gebäude in Hamburg mit Fernwärme beheizt, wie Statistik Nord mitteilt. Das entspricht 35 Prozent aller Wohnungen. Der bundesweite Vergleichswert lag bei 15 Prozent.
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