Weiter rätseln um Robbensterben – Minister will sich äußern

Zuletzt hat sich die Todesserie bei Kegelrobben in Vorpommern nicht fortgesetzt. Daniel Bockwoldt/dpa
Zuletzt hat sich die Todesserie bei Kegelrobben in Vorpommern nicht fortgesetzt. Daniel Bockwoldt/dpa

Stralsund (dpa) –

Der Schweriner Umweltminister Till Backhaus (SPD) will sich kommende Woche ausführlicher zu der Todesserie bei Kegelrobben in Vorpommern äußern. Sein Ministerium plant nach Aussage einer Sprecherin eine Pressekonferenz gemeinsam mit dem Deutschen Meeresmuseum. Der Minister werde sich auch zu einer Reuse äußern, die wiederholt als mögliche Todesursache ins Spiel gebracht wurde. 

Zuletzt wartete das Ministerium eigenen Angaben zufolge noch auf Ergebnisse des Instituts für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) im schleswig-holsteinischen Büsum, wo mehrere Robben seziert worden waren.

Im Oktober waren 44 Totfunde vor allem im Südosten Rügens registriert worden – laut des Deutschen Meeresmuseums mehr als im gesamten Jahr 2023 an der ganzen Küste von MV. Unter anderem die Kuratorin für Meeressäugetiere, Judith Denker, hatte eine Reuse bei Thiessow als mögliche Todesursache genannt. Ihren Aussagen zufolge legen Untersuchungsergebnisse nahe, dass die Tiere ertrunken sind, beispielsweise in einer Reuse.

Ende der Todesserie nach Abbau von Reuse

Die Reuse wurde nach Aussage der Wasserschutzpolizei, die in dem Fall ermittelt, am 26. Oktober deaktiviert und bis zum 28. Oktober komplett abgebaut. Nach der Häufung zahlreicher Totfunde zuvor wurden laut Denkinger die letzten beiden Totfunde am 30. Oktober registriert.

Der Direktor des Landesamtes für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei (Lallf), Stephan Goltermann, sagte, Experten hätten die Reuse begutachtet, sowohl im Wasser als auch außerhalb. «An der Reuse sieht man gar nichts.» Von der Wasserschutzpolizei hieß es, ein Zusammenhang könne weder ausgeschlossen noch nachgewiesen werden. 

Experten: Keine Vorverurteilung der Fischerei

Fischereiexperten des Thünen-Instituts für Ostseefischerei warnen vor einer Vorverurteilung der Fischerei, es gäbe einfach noch zu viele ungeklärte Punkte. So oder so sprechen sie sich dafür aus, an allen Fischfallen und Reusen eine Vorrichtung zu installieren, die das Einschwimmen von Robben verhindert – selbst wenn sich herausstellen sollte, dass die eine Reuse nicht ursächlich für die ungewöhnlichen Todesfälle war.

Die entsprechende Reuse bei Thiessow hatte laut Denkinger keinen entsprechenden Schutz, weil er dort, anders als im Greifswalder Bodden, nicht vorgeschrieben sei. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) will mit einer Petition Druck auf die Landesregierung ausüben, bei der Aufklärung alle Register zu ziehen und etwa auch DNA-Analysen durchzuführen. Ob dies geschehen sei, wollte ein Sprecher der Wasserschutzpolizei mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht sagen.

Totfunde von 2017 ungeklärt

Unter anderem der BUND warnt vor dem Einstellen der Ermittlungen ohne Ergebnisse wie nach einer ähnlichen Häufung von Totfunden 2017. Die Ursache für den Tod von damals 23 Kegelrobben im Greifswalder Bodden blieb ungeklärt. Laut Umweltstiftung WWF stand damals dieselbe Reuse wie dieses Mal im Fokus. Ein Sprecher der Wasserschutzpolizei konnte dies zunächst nicht bestätigen. Auch wann die Reuse in diesem Jahr ins Wasser gelassen wurde, konnte er nicht sagen.

Der umweltpolitische Sprecher der Grünen im Schweriner Landtag, Harald Terpe, fordert, dass die Untersuchungsergebnisse auch mit Blick auf die Reuse transparent gemacht werden. «Nur so können wir sicherstellen, dass ein solcher Vorfall nicht erneut passiert und die Population der Kegelrobben nachhaltig geschützt wird.» Die Wasserschutzpolizei hofft auf Hinweise aus der Bevölkerung, die bei der Aufklärung helfen könnten.

© dpa-infocom, dpa:241115-930-290085/1

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