Bremen (dpa) –
Ole Werner blieb sich treu. Norddeutsch-nüchtern sprach der Trainer des SV Werder Bremen über das nächste Spiel in der Fußball-Bundesliga. Ein Spiel, das angesichts seiner Vita nicht irgendein Spiel für ihn sein dürfte. Schließlich kommt am Samstag (15.30 Uhr/Sky) in der KSV Holstein der Verein ins Weserstadion, der ihn und den er mitgeprägt hat. «Ich habe eine Verbindung zu dem Verein, auch eine enge Verbindung. Auf der anderen Seite ist es jetzt auch über drei Jahre her, dass ich dort tätig war, und das ist nichts, was jetzt Thema ist für das Spiel», sagte der 36-Jährige in seiner ihm eigenen unaufgeregten Art. «Wenn man sich in diesem Beruf bewegt, in dem ich mich bewege oder auch die Spieler, dann ist es normal, dass man auch hier und da mal auf Vereine trifft, wo man auch mal gearbeitet hat.»
15 Jahre in unterschiedlichen Rollen bei Holstein Kiel
Eine typische Werner-Aussage. Auch wenn der gebürtige Preetzer in Kiel insgesamt 15 Jahre als Spieler, Nachwuchs- und als Cheftrainer fußballerisch tätig war, ist das nichts, was ihn in Gefühlswallungen bringt. Dabei hat Werner an der Förde Spuren hinterlassen, vor allem in seiner Zeit als Zweitliga-Trainer von September 2019 bis zu seinem freiwilligen Rückzug im September 2021.
«Man muss ja nur schauen, was Holstein Kiel unter seiner Regie erreicht hat, wie die Entwicklung war. Von dem her war er sehr wichtig», sagte der heutige Holstein-Trainer Marcel Rapp. «Als sein Nachfolger habe ich auf viele Sachen gut aufbauen können. Gerade, was das Zwischenmenschliche angeht, haben wir bei Holstein einen sehr guten Umgang. Und ich glaube, dafür steht der Ole ja auch.» Doch das liege auch schon drei Jahre zurück. «Ich glaube, jetzt ist ein neues Kapitel aufgeschlagen», betonte er.
Die Begegnung der beiden Trainer ist nicht die erste im Liga-Betrieb, aber die erste in der Bundesliga. Ende April 2022 hatten die Kieler in der 2. Bundesliga in Bremen mit 3:2 gewonnen und dem SV Werder und seinem Trainer einen Dämpfer auf dem Weg zurück in die Bundesliga versetzt. Am Ende gelang den Bremern einen Monat später der Wiederaufstieg.
Rapp über Werner: «Ein sehr guter Trainer»
Er kenne Ole Werner eher aus der Ferne, sagte Rapp. «Ole hat schon einen klaren Plan, wie er Fußball spielen will.» Die Bremer hätten klare Abläufe, gepaart mit individueller Qualität. «Und das macht die Mannschaft dann stark und das macht Ole auch aus.» Er könne gut im Spiel oder in der Pause noch mal reagieren. «Deswegen: Ole ist ein sehr guter Trainer, vor dem ich sehr Respekt habe.»
Nach Werners freiwilligem Ausscheiden in Kiel kam Rapp im Oktober 2021 ganz in den Norden. In der vergangenen Saison gelang ihm, was Werner nicht vergönnt war: der erstmalige Aufstieg mit Holstein in die Bundesliga.
Werner stieg am 28. September vor drei Jahren in Bremen als Nachfolger von Markus Anfang – ebenfalls ein ehemaliger Holstein-Trainer – ein. Einen Tag zuvor hatte Werder in Kiel mit 1:2 verloren.
Auch Ducksch mit Holstein-Vergangenheit
Werner ist aber nicht der einzige Werder-Akteur mit Förde-Vergangenheit. Torjäger Marvin Ducksch war von Januar 2017 bis Juni 2018 in Kiel, stiegt mit dem Verein von der 3. Liga in die 2. Bundesliga auf und wurde Zweitliga-Torschützenkönig. «Die Station war sehr wichtig für mich», sagte der 30-Jährige werder.de. «Ich erinnere mich gerne an die anderthalb Jahre zurück, weil sie mit die schönste Zeit in meinem Leben waren.»
Auch wenn Werner noch immer eine Verbindung zu Holstein hat, tat die Trennung beiden Seiten gut. Werner erwies sich als Trainer schnell als perfektes Match für die Bremer. Er führte die Mannschaft in der Saison 2021/22 vom zehnten auf den zweiten Platz und damit in die Bundesliga zurück.
Rapp gelang, was Werner nicht schaffte
Dort entwickelte er das Team in seinen bislang 101 Pflichtspielen als Werder-Trainer kontinuierlich und unspektakulär weiter. Als Persönlichkeit kommt er in der unaufgeregten Stadt an. Auch eine 1:4-Niederlage bei Borussia Mönchengladbach am vergangenen Sonntag lässt Werner und das Umfeld ruhig.
Sein Kollege Rapp gelang es im Sommer vergangenen Jahres, aus einem stark veränderten Kiele Kader einen Aufsteiger zu machen. Nach dem historischen Aufstieg trugen sich der 45-Jährige und seine Spieler am Samstag mit 1:0 gegen den 1. FC Heidenheim erneut ins Geschichtsbuch des Clubs ein: mit dem ersten Bundesliga-Sieg eines Vereins aus Schleswig-Holstein.
Die Bremer möchten jetzt Holstein nacheifern und endlich den ersten Heimerfolg der Saison schaffen. «Ihr erster Sieg kann ihnen ersten Rückenwind geben», sagte Ducksch. «Aber auch wir haben die Wut vom Wochenende im Bauch und für uns selber was gutzumachen, weil die Leistung in Gladbach nicht unser Anspruch war.»
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