In den Sommermonaten denken viele Menschen automatisch daran, ihre Haut mit Textilien oder Sonnencreme zu schützen. Aber was ist im Frühling: Ist auch jetzt im Mai schon Sonnenschutz nötig?
Die Antwort lautet eindeutig: ja. Denn auch im Frühling scheint sie schon teilweise stark und wer sich in der Sonne aufhält, setzt seine Haut jedes Mal einem großen Risiko aus – dem Hautkrebs. Die häufigste Krebserkrankung in Deutschland. Die aggressivste Form – der schwarze Hautkrebs – ist sogar lebensbedrohlich. In Deutschland sterben pro Jahr rund 3.000 Menschen daran.
UV-A- und UV-B-Strahlen
UV-Strahlung kann positive, aber auch negative Wirkungen auf Haut und Augen haben. Dabei ist es übrigens egal, ob die Strahlen künstlich, z.B. aus dem Solarium, oder auf natürliche Weise von der Sonne kommen. UV-A-Strahlen dringen tiefer in die Haut ein, sind aber nicht so gefährlich, weil sie die DNA der Zellen nicht direkt schädigen. UV-B-Strahlen haben eine kürzere Wellenlänge, dringen also nicht so weit in die Haut ein, schädigen aber dafür direkt die DNA. Reparatursysteme in den Zellen beseitigen diese Schäden am Erbgut in aller Regel wieder, aber häufige oder lang anhaltende Sonnenbäder oder Sonnenbrände überlasten dieses Reparatursystem. Schäden werden dann nicht mehr vollständig beziehungsweise nicht fehlerfrei repariert und können zu bleibenden Erbgutveränderungen (Mutationen) werden. Damit steigt das Risiko für Hautkrebs.
Kurzfristige und langfristige Wirkungen
UV-Strahlung hat kurzfristige und langfristige Wirkungen. Erstere treten unmittelbar oder Minuten, Stunden und Tage nach UV-Belastung auf.
Bei den Augen zählen dazu:
- Hornhautentzündung,
- Bindehautentzündung oder
- photochemische Netzhautschäden.
Bei der Haut treten auf:
- Pigmentierung (Bräunung) mit Bildung einer Lichtschwiele,
- Hautrötung und Sonnenbrand,
- Sonnenallergie oder
- Bildung des körpereigenen Vitamins D.
Eine langfristige Wirkung auf die Augen ist die Linsentrübung (Grauer Star) und an der Haut sind es vorzeitige Hautalterung oder Hautkrebs.
UV-Index beobachten
UV-Strahlung ist also krebserregend und Ursache für sofortige und langfristige Wirkungen an Haut und Augen. Zudem ist sie ein wichtiger Umweltparameter. Darum wird die Intensität der UV-Strahlung weltweit ständig überwacht und als UV-Index veröffentlicht. Je höher dieser Index ist, desto höher ist die Bestrahlungsstärke und desto schneller kann bei ungeschützter Haut ein Sonnenbrand auftreten. Der Index wurde von der WHO definiert und ist weltweit einheitlich. Ein UV-Indexwert von 7 in Deutschland bedeutet also genau dasselbe wie in Kenia oder Kanada. Es ist zudem eine Orientierungshilfe zur Beantwortung der Frage, welche Sonnenschutzmaßnahmen wann ergriffen werden sollten. Die folgende Tabelle des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) veranschaulicht diese Maßnahmen:
Das bundesweite solare UV-Messnetz misst zurzeit an 33 Orten in Deutschland die am Erdboden einfallende UV-Strahlung. In dieser Karte des Bundesamts für Strahlenschutz sind die Messstationen mit den aktuellen Messdaten eingetragen. Aber auch in einigen Wetter-Apps für Ihr Smartphone oder auf dieser Seite des Deutschen Wetterdienstes erfahren Sie den aktuellen UV-Index für Ihre Region. In Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen und Bremen lag der Index am heutigen 23. Mai 2022 im Durchschnitt bei 4 – und das bedeutet lauf BfS-Tabelle, dass selbst jetzt im Mai schon ein Sonnenschutz erforderlich ist.
Wie man sich vor der Sonne schützt
Natürlich hat Sonnenlicht aber auch Vorteile. Es hebt – gerade jetzt im Frühling nach den langen dunklen Wintermonaten – nachweislich die Stimmung. Um die Sonne aber auf gesunde Art und Weise zu genießen, hat die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) „vernünftige Spielregeln“ definiert und empfiehlt folgende drei Schutzmaßnahmen:
- Die Mittagssonne meiden und zwischen 12 und 15 Uhr, wenn die Sonne am meisten „brennt“, am besten gar nicht rausgehen.
- Auf textilen Sonnenschutz setzen: Wenn man in die Sonne geht, ein T-Shirt anziehen sowie eine Kappe oder einen Hut aufsetzen, damit auch die Ohren geschützt sind.
- Lichtschutzcremes benutzen: Hier betont die MHH allerdings, dass dies der schlechteste Sonnenschutz sei.
Und dennoch: Auch wenn man die Punkte 1 und 2 befolgt, gibt es immer noch Bereiche des Körpers wie Hände, Unterarme oder Gesicht, die immer der Sonne ausgesetzt sind. Diese Bereiche sollten dann zumindest eingecremt werden. MHH-Dermatologe Prof. Ralf Gutzmer dazu: „Menschen mit hohem Risiko empfehle ich, schon morgens routinemäßig Lichtschutzfaktor 50 direkt als Hautpflege aufzutragen.“
Eigenen Hauttyp bestimmen
Sie wissen nicht, wie hoch Ihr persönliches Risiko bzw. Ihr Hauttyp ist? Denn je nach UV-Empfindlichkeit werden sechs Hauttypen unterschieden. Um eine sehr grobe Einschätzung zu erhalten, können Sie diesen Online-Test beim BfS durchführen. Ihr wirklicher Hauttyp sollte jedoch immer durch eine Dermatologin oder einen Dermatologen bestimmt werden.
Und was ist mit Vitamin D?
Laut MHH gibt es die Empfehlung, bis zu 20 Minuten am Tag in die Sonne zu gehen, um einen Vitamin-D-Mangel vorzubeugen. Auf der anderen Seite soll man die Sonne jedoch meiden, um sich keinem Hautkrebsrisiko auszusetzen. Das klingt doch widersprüchlich. Prof. Gutzmer betont jedoch, dass man Vitamin D auch sehr gut auf anderem Wege zu sich nehmen könne. „Wir haben viele Patienten, die die Sonne meiden sollen und da empfehle ich dann Vitamin-D-Präparate als Nahrungsergänzung, die es ja in Drogerien und Supermärkten gibt. Das reicht für eine gesunden Vitamin-D-Spiegel aus“, so der MHH-Dermatologe. Wer solche Präparate nicht nehmen wolle, für den würden für die körpereigene Vitamin-D-Produktion maximal 20 Minuten im Tageslicht ausreichen – „aber nur Gesicht, Hände und Unterarme ungeschützt.“
Hautkrebsvorsorge beim Hautarzt
Seit 2008 gibt es in Deutschland ein bundesweites Programm zur Hautkrebs-Früherkennung. Ab dem 35. Lebensjahr haben gesetzlich Krankenversicherte alle zwei Jahre Anspruch auf einen kostenlosen Check bei einer Hautärztin oder einem Hautarzt. Einige Krankenkassen übernehmen die Kosten sogar schon früher. Je früher Veränderungen der Haut oder Hautkrebs entdeckt werden, desto besser ist die Prognose.
Selbstuntersuchung der Haut und ABCDE-Regel
Zusätzlich sollte man sich und seine Haut in regelmäßigen Abständen aber auch selbst untersuchen. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung empfiehlt, die Haut einmal im Monat genau anzusehen und auf Hautveränderungen zu achten. Bei der Einschätzung, ob ein Muttermal oder ein Leberfleck ärztlich untersucht werden sollte, hilft die sogenannte ABCDE-Regel.
- A wie Asymmetrie: Ein gutartiger Leberfleck ist normalerweise gleichmäßig rund, oval oder länglich. Der schwarze Hautkrebs hat jedoch in der Regel eine ungleichmäßige, asymmetrische Form.
- B wie Begrenzung: Eine unscharfe Begrenzung kann auf einen bösartigen Hauttumor hindeuten. Achten Sie auf verwaschene, gezackte oder unebene und raue Ränder.
- C wie Colour (Farbe): Muttermale haben einen einheitlichen Farbton. Unterschiedliche Färbungen, hellere und dunklere Flecken in einem Pigmentmal sollten überprüft werden.
- D wie Durchmesser: Lassen Sie Pigmentmale, die größer als fünf Millimeter im Durchmesser sind, kontrollieren.
- E wie Entwicklung: Das Pigmentmal hat sich verändert, seitdem Sie Ihre Haut zuletzt untersucht haben.
Wenn Ihnen also ein dunkler Hautfleck mit einer oder mehrerer der oben stehenden Eigenschaften auffällt, sollten Sie sich an eine Hautärztin oder einen Hautarzt wenden.
Gloria Saggau mit Infos der Medizinischen Hochschule Hannover, dem Bundesamt für Strahlenschutz und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung